Felssturz Ruine Granegg

Egesheim blickt angstvoll zur Granegg empor

Bild_Felssturz3_1.jpgZeitungsberichte: Heubergort von Felssturz bedroht / Stunde der Gefahr: die nächste Schneeschmelze
keb. EGESHEIM (Heuberg). Die ganze Einwohnerschaft des Dorfes Egesheim in einer abgelegenen Ecke des Heubergs bangt zur Zeit um ihr Tal, dessen kargem steinigem Boden sie in jahrzehntelanger Rodungsarbeit Brot und Auskommen abgerungen haben, denn ein Fels droht das Tal zu verwüsten. Die Nase des Berges, den die Ruine der einstigen Ritterburg Granegg krönt, ragt als steiler Felsen über das Tal empor. Seit Jahren knistert es in dem Berg, Risse treten auf und Geröll poltert von dem vorspringenden Felsen in die Tiefe. Der unterhalb liegende, einstmals bewachsene Hang verwandelte sich in eine fortwährenden Veränderungen unterworfene Halde. Die Felsmasse, die in Bewegung zu geraten droht, entspricht etwa der Größe eines vierstöckigen Doppelhauses. Vor zwei Jahren wurde die Gefahr, die dem unten liegenden Dorf Egesheim droht, entdeckt. Seither ist aus den kleinen Rillen und Ritzen ein durchgehender klaffender Spalt geworden. Der Felsen trennt sich langsam aber stetig vom Berg. Schilder und Wegesperren bezeichnen heute den Aufenthalt unterhalb des Massivs als lebensgefährlich. Von oben her wurde ein großer, grüner Reisigwisch -- „Bis hierher und nicht weiter!“ -- vor den Abgrund gesteckt. Heute können diese Warnzeichen nicht mehr beruhigen. Es wird damit gerechnet, daß der Fels das Ende der nächsten Schneeschmelze nicht mehr erlebt. Das Dorf Egesheim ist in Gefahr. Ängstlich blicken die Menschen zu dem Felsen empor, der als ein drohendes Verhängnis über ihnen steht. Sie fragen sich nur: Ist der schmale Waldstreifen, der zwischen Fels und Dorf liegt, imstande, den Koloß aufzuhalten, oder wird der Wald niedergewalzt und die Hauser am Dorfrand? Inzwischen ist außer den Warnungen noch nichts gegen die Gefahr unternommen worden. Ob durch rechtzeitige Sprengungen der Gefahr begegnet werden kann, soll demnächst, untersucht werden.

Das Damoklesschwert über Egesheim:
Der Pfeil zeigt den Verlauf des immer breiter 'werdenden Risses an. Links davon die Ruine Granegg.   

 

Bild Felssturz4 2In der Frankfurter Zeitung wird berichtet! 

Vom Fels bedroht

Tuttlingen (Südwürttemberg), 29. Januar, (UP).
- Das Dorf Egesheim im Heuberggebiet bei Tuttlingen (Südwürttemberg) ist von einem etwa 10000 Tonnen ,schweren Felsen bedroht, der sich seit Jahren millimeterweise, in letzter Zeit jedoch zentimeterweise und immer rascher, offenbar unaufhaltsam vom Burgberg Granegg über
dem Tal loslöst. Fachleute rechnen damit, dass die Felsmassen bei der nächsten Schneeschmelze zu Tal stürzen und einen Teil des Dorfes Egesheim unter sich begraben wird. Die Einwohner warten mit Spannung auf den Versuch, der Katastrophe durch Teilsprengung des Felsens zuvorzukommen.

Entwarnung

„Hochwald wird Granegg-Felsen abstoppen“

Landratsamt erklärt Felssturz gefährdet Egesheim nicht.

Das Landratsamt Tuttlingen nimmt zu dem im Schwarzwälder Boten vom 23. Januar 1952 erschienenen Artikel Stellung:
Am 9. 1. 1952 wurde dem Landratsamt vom Kreisbaumeister gemeldet, dass sich der Felsblock der Granegg gespalten und insgesamt um einen halben Meter gesenkt habe. Mit seinem Absturz sei in Bälde zu rechnen. Da Gefahr im Verzug war, erließ das Landratsamt sofort in der Tagespresse eine Warnung an die Bevölkerung. Außerdem wurde die Absperrung der Wege veranlasst, die in das gefährliche Gebiet führen.
Die inzwischen angestellten Erhebungen haben folgendes ergeben:
Am Fels selbst ist ein Abbröckeln von einzelnen Felstücken, Steinen und Geröll, die auf eine wesentliche Veränderung und Senkung des Felsblock schließen lassen, nicht sichtbar. Diese Feststellungen, die bei einer geringen Schneedecke gemacht worden sind, wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Egesheim, der ebenfalls selbst auf den Granegg-Felsen gestiegen ist, bestätigt. Es ist nun immerhin verhältnismäßig unwahrscheinlich, dass sich ein Felsblock von derartigen Ausmaßen um einen halben Meter gegenüber dem Felsen, mit dem er zusammenhing, senkt, ohne dass eine größere Menge Steine und Geröll sich ablöst. (Die Felsbrocken, die am Fuße der Granegg liegen, stammen von einem Absturz vor ca. 2 Jahren). Damit, soll nun zwar in keiner Weise behauptet werden, dass keine Gefahr mehr besteht; vielmehr wird nach wie vor von dem Betreten der gefährdeten Gegend eindringlich gewarnt. (Genaue Feststellungen und die Entscheidung über eine Felssprengung die natürlich großen Schaden anrichten würde, können erst getroffen werden, wenn der Fels Schneefrei ist.)
Eines steht aber fest: Häuser von Egesheim sind nicht in Gefahr, da die Entfernung vom Fels bis zum Dorfrand viel zu groß ist und die Hauptwucht eines evtl. Felsabsturzes außerdem durch einen ca. 40 Meter tiefen Hochwaldgürtel aufgefangen wird. Auch wird der Felsen mit Bestimmtheit nicht in die Richtung abstürzen, in der Egesheim liegt. Ebenso ist eine Straße nicht gefährdet. Gefährdet ist lediglich des Gebiet unterhalb des Felsens im Anhauser Tal und ein dorthin führender Feldweg, der gesperrt ist.
Zusammenfassend ist zu sagen: der Felsabsturz in der nächsten Schneeschmelze ist nach den bisherigen vorläufigen Feststellungen nicht mit der Sicherheit zu erwarten, wie ursprünglich angenommen wurde.
Irgendwelche bewohnten Gebäude und Straßen sind nicht in Gefahr.

 

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