Loreto Kapelle

Loreto KapelleHoch über dem Dorf Egesheim, alle anderen Gebäude überragend, steht eine Kapelle, die ursprünglich auf dem Kirchlewasen in der Nähe der Anhauser Mühle, links der alten Straße nach Bubsheim stand. Heute steht dort ein Ottilienbildstock zur Erinnerung an die damalige St. Ottilienkapelle. Sie wurde im Jahre 1743/44 abgebrochen und auf dem jetzigen Platz unter dem Schroffen in der oberen Wiesengasse wieder aufgebaut, und zwar als Loreto-Kapelle. Sie ist eine Nachbildung des angeblichen Hauses der Hl. Familie von Nazareth. Das sogenannte "Heilige Haus" soll nach einer Legende aus dem 14. Jahrhundert durch Engel im Jahre 1291 erst nach Tersatto bei Fiume, 1294 nach Recanate und im Jahre 1295 nach Loreto übertragen worden sein. Loreto ist heute noch eine berühmte und vielbesuchte Marienwallfahrtsstätte in der italienischen Provinz Ancona, auf einem Hügel, 5 km vom Adriatischen Meer entfernt. Die im 15. Jahrhundert erbaute gotische, später mehrfach veränderte Basilika umschließt das angebliche Haus der Hl. Familie von Nazareth.
  ErbautTafel [1600x1200]
Der Transport der St. Ottilienkapelle vom Kirchlewasen und der Aufbau am jetzigen Standort kostete etwa 433 fl (Gulden). Die Kapelle wurde im Jahre 1746 durch den Weihbischof von Konstanz benediziert. Die Kosten dieser Feierlichkeiten betrugen ungefähr 50 fl. Die Bildhauerarbeiten und die Figuren in der Kapelle, außer den beiden Statuen der Hl. Agatha und der Hl. Odilia, die wahrscheinlich noch aus der alten Kapelle auf dem Kirchlewasen stammen, kommen aus der Egesheimer Künstlerwerkstätte Sieger, und zwar von dem Begründer dieser Werkstätte, von Christian Sieger.
 
Im Jahre 1861 war für die Loretokapelle eine größere Reparatur fällig. Das Mauerwerk der Kapelle zeigte starke Risse. Sie wurden von einem Sylvester Reiser aus Egesheim ausgebessert. Die Malerarbeiten besorgte ein gewisser Schöller von Delkhofen. Der Paramentenkasten, der früher ein Renaissance-Flügelaltar war, wurde von Maler Meintel aus Horb neu gefasst. Die Glaserarbeiten wurden von einer Person namens Geisel aus Bubsheim ausgeführt.
 
AJesusKreuzm 4. Juli 1900 wurde ein eigener Loretofonds angelegt. Er wurde gebildet aus einem Vermächtnis des Bischofs Reiser (160Mark) und der Witwe Eleonore Paul (100 Mark). Er wurde 1911 durch die Schenkung eines Unbekannten (500 Mark) aufgebessert. Pfarrer Rothenhäusler vermachte 1913 testamentarisch 300 Mark der Loretokapelle und Helene Reiser 200 Mark im Jahre 1917. Aus den Mitteln dieses Fonds wurden die durch das Erdbeben 1911 an der Kapelle entstandenen Schäden im Jahre1913 beseitigt. Nachdem durch die Inflation im Jahre 1923 der Loretofonds entwertet worden war, übernahm die bürgerliche Gemeinde die Unterhaltung der Kapelle. Zur 1200-Jahr-Feier im Jahre 1971wurde das Äußere der Kapelle, nachdem das Dach schon einige Jahre vorher neu eingedeckt worden war, aufgefrischt. Die Kosten übernahm die bürgerliche Gemeinde. Erst nach der Restaurierung der Pfarrkirche im Jahre 1981 konnte die Pfarrgemeinde Egesheim daran denken, die längst fällige Restaurierung der Loretokapelle durchzuführen. Nach dem das Staatliche Denkmalamt Freiburg und das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg mit der Restaurierung einverstanden waren und einen finanziellen Zuschuß zugesichert hatten, ging die Kirchengemeinde daran, die Kapelle zu richten und ihren ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Durch freiwillige Arbeitskräfte wurde die Kapelle entwässert und vom morsch gewordenen Verputz innen und außen befreit, neu verputzt und wie früher bemalt. Der Altar, die Bilder und Statuen erhielten ihre alte Fassung wieder.
 
LoretoGrotte
Die Loretogrotte (100 Jahre vorher erst eingebaut), die man als Fremdkörper empfand, wurde entfernt und in der Nähe der Kapelle neu aufgebaut. Die Kosten beliefen sich auf rund 170.000 DM. Die neu gerichtete Kapelle und die neue Lourdesgrotte wurden am 9. Oktober 1983 vom Hochwürdigen Herrn Domdekan Prälat Max Müller aus Rottenburg eingesegnet und als herrliche Schmuckstücke der Gemeinde übergeben.
 
von Pfarrer Erwin Voith +
 
 
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